Zwar herrschen noch recht kuehle Temperaturen, aber von Sonnenschein begleitet knattere ich mit Fusae (so heisst mein Motorrad), dem Teddybear Moses (mein Navigator auf dem vorderen Schutzblech) und all dem anderen Krempel richtung Westen.
Am Grand Canyon von Pennsylvania campiere ich das 1. mal und fahre dann weiter nach Erie.
Es ist noch etwas kaelter geworden und sogar einige Regentropfen koennen sich nicht mehr in den Wolken halten.
Trotz mehrerer Kleiderschichten froestle ich waehrend der Fahrt.
Das Campieren ist auch nur mit beiden Schlafsaecken und darueber ausgebreiteten Jacke ertraeglich und am Morgen hat's sogar einen Rauhreif. Brrrr.
Tagelang ist's saukalt!
Um meine Knie vor Langzeitschaeden zu schuetzen lasse ich mir auch was geniales einfallen - ok es gibt's natuelich schon laengst in
professioneller Ausgabe.
Ich habe aber keine Lust so viel Geld fuer eine Motorradhose mit Protektoren und anderer Zauber auszugeben und somit geht die Bastelei los.
Das Opfer ist mein schoenes rote Handtuch. Tatwaffe; geschliffener Leatherman und der Hergang ist einfach. Der Laenge nach wird's halbiert - 3fach zusammen gelegt und mit einem wunderbaren neuem Klettwerschluss versehen und schon fertig sind meine passgenauen und justierbaren Kniewaermer. ;-))
Um aber nicht nur mich 'in Schuss' zu halten, sondern auch mein Bike, bekommt es nach den ersten 500 milen den 1. Service. Oelwechsel,
saemtliche Nachjustierungen und Extras bei dem neuen Motorrad.
Den ganzen Tag haenge ich also bei Uncommon Motorcycles herum, warte auf mein Bike und treffe Luke.
Jener trennt sich gerade von seiner abgelatschten Enfield und ersteht eine Alpha. Am Abend gehen wir auf 'nen Drink und bin am Dienstag auf
seine Farm eingeladen wo ich mich die naechste Woche nuetzlich mache.
Vom Alltaeglichen bis zur Woodchuckjagd
(dem Murmeltier aehnlich) mit seinen englischen Hunden erlebe ich allerlei.
Bevor ich aber vom Fleck weg geheieratet werde, sogar die Eltern sind schwer von meinen Bemuehungen in Haus begeistert, schwinge ich mich wieder auf den Sattel und gebe Gas, ganz viel Gas! ;-)
Die Einreise nach Canada erfolgt problemlos und ist wie so oft von Staunen und Begeisterung ueber Motorrad, mich und meine Reise
begleitet.
Aehnlich geht es mir als ich vor den tosenden und zu meiner Ueberraschung kristall klaren Niagara Faellen stehe. Der Niagara Fluss, der den Erie und Ontario See miteinander verbindet, scheint hier einfach abzubrechen. 56 meter weiter unten fliesst es dann strudelnd weiter, fast so als ob das ganz normal ist, dass Fluesse gelegentlich eine Abkuerzung nehmen!?
Shit, dazu kann man nicht mal zu 100 % behaupten - dass die Amerikaner spinnen, denn 50% gehoeren ja zu Canada.
Die Stadt Niagara ist aber auch nicht ganz normal, denn hier ist einiges los. Mir scheint ich bin in einem riesigen Verguegungspark gelandet. Von Flitterwoechlern bis zur Geisterbahn alles da und manche Menschen schaffen es sogar beides miteinander zu verbinden;-)
Nach 2-maliger Planlosigkeit (bin wohl von der schilderkoenigphaenomenalen Kennzeichnung der amerikanischen Strassen verwoehnt), erreiche ich sogar ohne Regen Toronto. Angenehm sauber, sicher und adrett praesentiert sich mir die Stadt.
Dazu noch ein Zuckerl. "Doors open Toronto" heisst es dieses Wochenende.
1x im Jahr hat man somit Zutritt zu vielen kulturellen, architektonisch interessanten und historischen Bauten - finde ich erste Sahne, wenn's genau dieses Wochenende sein soll - hurra!! Somit habe ich einen Penthouseblick vom 54 Stockwerk einer Megabank ueber die Stadt.
Sehe das Eishockeystadium 'hall of fame', das alte und neue Gericht, einen Hindu Tempel, den CN Tower, die gewaltige Sky dome (Baseball) Halle bei der das ganze Dach komplett zu oeffnen ist, spaziere durch Chinatown, den abgefahrenen Kensington Markt mit all seinen Freaks, die ihn eben mit ihren Verkaeufen so besonders machen und gelange via der riesigen Universitaet zum Queens Park. Mit der Subway (u-bahn) sind leicht die groesseren Distanzen zu bewaeltigen bevor's auf Schusters Rappen weiter geht.
3 Wochen bin ich nun schon unterwegs - ach Kinders wie die Zeit vergeht?! - und fahre nach einem tollen Wochenende in der Metropole Toronto nach Norden weiter. Via Land und Dorfstrassen versuche ich die Highways so gut als moeglich zu umgehen. Krieche so am schoenen Lake Simcoe vorbei und lande am fruehen Abend im Killbear Provincial Park - klingt doch einladend!? Speziell wenn man weiss dass hier draussen echt Baeren rumcrousen. Untertags macht's ja nichts wenn es hie und da mal raschelt - meist sind's nur putzige Streifenhoernchen oder gelegentlich mal 'ne Schlange, aber Nachts . . . . . .. . . . . Nachts sieht die Geschichte gleich ander aus.
Moechte lieber nicht wissen was da alles um mein Zelt rauscht - oft sind's Racoons (seltsame Kreaturen in der Groesse zwischen Katze und Hund) die nach Essbarem suchen. Um Ruhe zu haben, gebe ich eben den Apfel aus dem Motorrad Seitenkoffer dann doch her. Woher der Name Killbear kommt ?? - darueber moechte ich lieber nicht nachdenken- Gute Nacht !
Heute wird's ein langer Tag werden. Gute 450 km habe ich vor mir. Ich moechte es naemlich bis nach Sault Ste Marie schaffen um mein Zelt fuer 2 Naechte stehen zu lassen. Nach der 1. Stunde Fahrt lichtet sich auch der Nebel und der morgengraue Tag entpuppt sich als wahrer Traum. Die Landschaft hier ist einfach grandios - der Inbegriff von Canada.
Endlose Schoenheit mit Seen und Fluessen wie mit Edelsteinen besetzt. Traumhafte kaum befahrene Nebenstrassen und unter meinem Hintern ein Motorrad das bisher absolut problemlos laeuft und laeuft und laeuft und laeuft und . . .. . . .Kilometer 2000!
Das heisst; genau, diejenigen die bei meinem Geburtstags- und Abschieshock waren, wissen es. Karte an Christoph in die Schweiz schreiben. Hoffentlich findet das stueck Papier auch den Weg - ziemlich abgelegen dieser Briefkasten!
Einige KM (wird in Canada ja alles mit KM ausgeschrieben, nicht mit meilen wie in den USA) muss ich dann aber auf den Trans Canada Hwy und erreiche um kurz von 7 mein Tagesziel!! Einige werden denken 450 km was ist das schon, - mit dem Motorrad, meiner Reisegeschwindigkeit und Strassenwahl - eine ganze Menge! Sicher faehrt die 5 Gang Maschine auch 90 km/h fuer laengere Zeit (mit Rueckenwind erreichen wir sogar eine max. Geschwindigkeit von 115 km/h) aber am liebsten fahren wir mit ca. 75 km/h durch die Gegend und kommen auf einen Durchschnitt von 50 km/h.
D.h. heute waren es 9 "saurearschbackenlange" Stunden Fahrt!
Ich bin Gluecklich und bleibe gleich 2 Naechte hier bevor ich am 02. Juni 2005 wieder in die USA einreise.